Interessantes zum VHV-Schadenbericht
Im Auftrag der VHV Versicherungen erarbeitete das Institut für Bauforschung e.V. einen Bauschadenbericht Hochbau 2019720. Diesem liegen umfangreiche Datenauswertungen zu Baumängeln und Bauschäden im Hochbau zugrunde. Dabei wurden die wesentlichen Ergebnisse der bekanntesten bisher verfassten deutschen Schadenberichte in Beziehung gesetzt. Der Fokus lag auf der Darstellung des prozentualen Anteils der Schäden an Bauteilen bezogen auf die jeweils festgestellten Gesamtschäden und den damit verbundenen Schadenbeseitigungskosten sowie auf den prozentualen Anteil der Schäden bezogen auf die Bauphasen, in denen sie auftraten.
Unter anderem konnte aufgezeigt werden, dass die durchschnittlich pro Schadenfall und Jahr anfallenden Schadenkosten von rund € 7.400,00 im Jahr 2013 auf über € 9.000,00 im Jahr 2017 angestiegen sind. Dies entspricht einer Steigerung von rund 25 %. Im Kontext mit der Feststellung, dass die Schadenzahlen insgesamt, absolut betrachtet, rückläufig sind, bedeutet dies, dass die Regulierung eines Bauschadens offenbar immer höhere Kosten verursacht, bezogen auf den Bereichen Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherungen.
Weiter konnte festgestellt werden, dass relativ wenig unterschiedliche Schadenbilder auftreten. Mehr als 90 % der registrierten Schäden entfallen auf lediglich 2 Schadenbilder, nämlich Schäden an der Baukonstruktion sowie Wasser- und Feuchteschäden.
Neben der Schadenart und den Schadenbildern wurde die Schadensursache, also der Auslöser für das Auftreten des Bauschadens, untersucht und betrachtet. Hierbei wurde festgestellt, dass mehr als 80 % der Schadenfälle auf lediglich 5 unterschiedliche Schadenursachen zurückzuführen sind. Hierbei handelt es sich um Versicherungspflichten (z.B. verletzte Verkehrssicherungspflicht am Gerüst), Bauüberwachung (Bauleitung bzw. Objektüberwachung gemäß Leistungsphase 8 HOAI), Ausführungsplanung, Schutzmaßnahmen (z.B. Abdecken von frisch erstelltem Mauerwerk mit Folie als Witterungsschutz, dauerhaftes Besprühen von frischem Beton mit Wasser als Schutz vor vorzeitigem Austrocknen) und Ausführungs-/Montagefehler (z.B. nicht luftdicht eingebaute/angeschlossene Fenster, Ausführung eines WärmedämmVerbundsystems mit nicht systemkonformen Baustoffen).
Darüber hinaus wurde die Schadstelle, also das beschädigte Bauteil, untersucht. Auch hierbei konnte eine Konzentrierung der Schadenfälle auf gerade einmal 6 Schadstellen/Bauteile ermittelt und festgestellt werden, nämlich Trinkwasserleitungen, Fußbodenaufbau, Dach/Decke, Anlagen im Bereich Sanitär, Heizung/Klima, Elektroleitungen/Anlagen und Fassade/Fenster.
Es kann demnach festgehalten werden, dass im Bereich der Bauschäden überwiegend wiederkehrende Schadenbilder und Schadenursachen ausgemacht werden können. Dabei enthält der VHV-Bauschadenbericht auch Ausführungen dazu, welche Ursache für einen gefühlten bzw. wahrgenommenen Qualitätsverlust bei den Bauausführungen festgestellt werden können.
1. Der hohe Zeitdruck führt häufig zu einer mangelhaften Sorgfalt in der Ausführung sowie Bauüberwachung.
2. Stetige Weiterentwicklung der Bauprodukte, die häufig ein tieferes Verständnis für Abläufe erfordert.
Fazit: Es ist ein leichter Rückgang der Schadenfälle zu verzeichnen. Komplett entgegengesetzt hierzu verläuft jedoch die Entwicklung der angefallenen Schadenkosten. Das heißt, die Regulierung eines Bauschadens verursacht offenbar immer höhere Kosten. Um diesen wiederkehrenden Ursachen zu begegnen, wurden von den am Bericht beteiligten Experten Zukunftsstrategien beispielhaft entwickelt. Diese sind:
konstruktive Diskussionen im Rahmen der „Leistungsphase 0“ zur Definition der Anforderungen und Ziele des Bauvorhabens
Beratung, Information und Einbindung des Bauherrn auf Augenhöhe
genaue Definition und Beschreibung der Leistungen, Definition der Pflichten und Ansprüche
Anwendung moderner Technik bzw. technischer Hilfsmittel
verändertes Kommunikationsverhalten der Baubeteiligten untereinander, z.B. in der frühzeitigen Zusammenarbeit aller Planungs- und Baubeteiligten
Planung und Errichtung robuster sowie nachhaltiger Bauwerke, die weniger mangel- und schadenanfällig sowie nutzerfreundlich sind auskömmliche Honorierung
kontinuierliche Weiterentwicklung der Fachkompetenz der Planungs- und Baubeteiligten